Aschermittwoch / Epilog
Rivane Neuenschwander & Cao Guimarães, Soundtrack: O Grivo (Marco Moreira und Nelson Soares), Video 5 Min. 42 Sekunden, 2006.
In ihrer gemeinsamen Arbeit zeigen Rivane Neuenschwander und der Filmemacher Cao Guimarães Nahaufnahmen von Ameisen. Kleine und größere Ameisen schleifen mit ihren Mundwerkzeugen einzelne kleine runde goldene, blaue, gelbe, rosa und lila Papierblättchen hinter sich her. Die kleinen Ameisen sind nur ein Drittel so groß wie die runden Schnipsel, sie müssen eine enorme Kraft haben – die größeren Ameisen sind hingegen genauso groß. Die Plättchen sind Konfetti, die nach dem Karneval überall herumliegen, eine kleine Erinnerung an das bunte Treiben. Die Ameisen sammeln sie und häufen sorgfältig die glänzenden Papierschnipsel auf dem dunklen Waldboden. Sie schieben sie unter Äste und Blätter. Sie ordnen und schichten sie zu kleinen Hügeln in ihr Erdnest. Errichten die Ameisen mit den Überresten des Karnevals einen neuen Bau? Wie in einem Traum sind in dem Kurzfilm Neuenschwanders & Guimarães’ verschiedene Realitäten und Größenverhältnisse scheinbar absurd miteinander verschmolzen: Die kleinsten Abfälle eines bunten Fests der Menschen werden zu gewaltigen Baustoffen der Tiere im Wald.
Rivane Neuenschwander lebt und arbeitet in São Paulo, Brasilien. Austausch und co-kreative Prozesse sind für die Künstlerin von zentraler Bedeutung. In zurückhaltenden Gesten stellt sie dabei die Autor:innenschaft infrage und legt die Schwerpunkte auf eine gemeinsame Erfahrung und auf ihre künstlerisch-ästhetische Umsetzung. Neuenschwander untersucht in ihren Werken unter anderem gesellschaftliche Fragen unserer Zeit, wie z. B. Teilhabe, Schutz der Demokratie, Stärkung von indigenen Gruppen und deren Kulturen. In ihrer Ausstellung dream.lab arbeitet die Künstlerin installativ und experimentell zum Thema Traum und den Träumen.
Mona Jas und Andreas Hoffer