W6
Sylvie Fleury (2000)
Material: Bronzeguss, verchromt. Edition 6/8. Größe: 62 x 62 x 31 cm
*1961 in Genf, Schweiz
Leihgeberin: evn sammlung, Maria Enzersdorf, Österreich
Am Eingang der Ausstellung Papier, Stein, Schere steht der Abguss eines Formel-1-Reifens aus verchromter Bronze. Es handelt sich um die Skulptur W6 von Sylvie Fleury. Die Künstlerin wurde in den 1990er-Jahren dadurch bekannt, dass sie Produkte hochpreisiger Modemarken samt ihren Einkaufstaschen im Galerieraum präsentierte. Gelesen wurde das als ironischer Kommentar zur männlichen Dominanz in der Kunst. Sylvie Fleury bezieht sich in ihren Werken auf das Begehren nach Luxusgütern aus der Popkultur. Das kombiniert die Künstlerin mit Formen, die sie der für sie männlich konnotierten Sphären, wie der Raumfahrt oder eben dem Motorsport, entlehnt. Sylvie Fleury selbst sagt, sie spiele gern mit scheinbaren Gegensätzen, wie männlich oder weiblich, und versuche dann eine neue Balance zu finden. (1) (2)
Sind Fleurys Werke nun eine Kritik am Konsumverhalten oder am technischen Eroberungsdrang? Ihre Inszenierungen bleiben ambivalent, indem sie mit kostbaren Materialien und Stoffen verführen und Objekte der Konsumwelt damit umwerten will. In der Ausstellung des KinderKunstLabor Papier, Stein, Schere steht W6 in Zusammenhang mit der Arbeit Ohne Titel von Hans Kupelwieser. Ein Relief, das direkt daneben an der Wand zu sehen ist. Kupelwieser hat mit dem Innenmaterial von Autoreifen der Firma Glanzstoff in St. Pölten gearbeitet. Sowohl Fleurys als auch Kupelwiesers Werk nutzen Materialien industrieller Produktion. Dennoch stehen unterschiedliche Motivationen und Haltungen dahinter. Fleurys Herangehensweise lässt sich eher als Spiegel in Sachen Konsum verstehen. Wohingegen Kupelwieser die Materialien der Autoreifen nutzt, um sie gänzlich ohne ihren symbolischen Impetus in eine poetisch-abstrakte Narration zu verwandeln.
Mona Jas