Erziehung
Nino Sekhniashvili (2013)
42 Objekte aus Edelserpentin, Maße variabel, Länge 1 bis 10 cm
*1979 in Tiflis, Georgien
Leihgeberin: evn sammlung, Maria Enzersdorf, Österreich
Die georgische Künstlerin Nino Sekhniashvili ist eine Konzeptkünstlerin, die mit verschiedensten Materialien und künstlerischen Techniken arbeitet. 1979 in Georgien geboren, studierte sie in Düsseldorf experimentelle Bildhauerei bei Rosemarie Trockel und danach in Tiflis Druckgrafik. Heute arbeitet sie nicht nur als Künstlerin, sondern betreibt auch seit 2013 die Galerie Nectar für internationale zeitgenössische Kunst in Tiflis, der Hauptstadt Georgiens. Dieser „artist-run-space“, also eine Galerie, die von Künstler:innen selbstverwaltet geführt wird, ist ein wichtiger Ort in Tiflis um aktuelle Kunst zu sehen, die dort kaum sichtbar ist.
Im Jahr 2013 nahm Sekhniashvili an einem 14-tägigen internationalen Symposium in der Gemeinde Bernstein im Burgenland teil. In dieser Gemeinde befindet sich ein großer Steinbruch, in dem Serpentin abgebaut wird, ein Material, das dort für die Souvenir-Herstellung verarbeitet wird. Serpentin ist ein Naturstein, der rund zwei Millionen Jahre alt ist. Er hat eine feine Struktur, nur wenig Risse und lässt sich gut verarbeiten.
Die Künstlerin schuf aus den Serpentin-Abfällen der lokalen Schmuck- und Souvenir-Produktion Alltagsgegenstände, zum Beispiel Werkzeuge, die an steinzeitliche Fundstücke erinnern. Unter den Objekten befinden sich Messer und Pfeile, Nähnadeln in einem Fläschchen oder ein Fingerhut, Knöpfe, ein Kamm, eine Zigarettenspitze und ein Schnapsglas. Diese arrangierte die Künstlerin allerdings in einer Museumsvitrine, in der Form einer steinzeitlichen Sammlung – ähnlich wie Museen wertvolle alte Ausgrabungsfundstücke präsentieren (Siehe auch die Ausgrabungsstücke aus dem Stadtmuseum St. Pölten). Als Titel dieser Arbeit wählte sie Erziehung. Sie stellt damit viele Fragen, zum Beispiel danach, welchen Einfluss die Präsentation und der Ort, wo Objekte ausgestellt werden, auf ihren Wert haben. Werden wir so erzogen, dass wir Dinge, die in einem Museum unter einem Glassturz in einer Vitrine ausgestellt werden, gleich als wertvoll identifizieren? Welchen Wert messen wir der Kunst zu, besonders wenn sie vielleicht eher an den Alltag erinnert und nicht als Kunst sofort erkennbar scheint?
Andreas Hoffer, nach einem Text von Brigitte Huck, evn sammlung