Taktile Forschung - Materialarchiv

Im Rahmen des Projektvorhabens findet seit März 2023 eine spartenübergreifende Kooperation der New Design University St. Pölten (NDU) und der Allgemeinen Sonderpädagogischen Schule St. Pölten-Mitte (ASO) mit dem KinderKunstLabor statt. In Kollaboration von Schüler:innen mit und ohne Behinderungen und Studierenden ist das Ziel, Material und Haptik zu erforschen und aus den verschiedenen Perspektiven Erkenntnisse zum ästhetischen Erleben von Materialien zu bündeln.

Im Austausch mit den Studierenden entwickeln die Schüler:innen ein mobiles Materialarchiv, das als Tool neue Perspektiven und Ansätze zur sinnlichen Erfahrung zur Verfügung stellt. Die Zusammenarbeit findet mit Schüler:innen mit Lern- sowie Schwerstbehinderungen statt, wird in den Schulunterricht der ASO integriert und an der NDU als Wahlfach für Studierende angeboten. Die Lehreinheiten werden sowohl in den Räumlichkeiten der ASO und der NDU, als auch im Freien abgehalten.

Die Workshops bieten den Beteiligten die Erfahrung künstlerischen Forschens. Sinnliche Wahrnehmung wird sensibilisiert, wobei auch die eigene Verortung in der (Um-)Welt reflektiert und gestärkt wird. Über die sonst so dominierenden Vorgänge des Visuellen können darüber hinaus insbesondere taktile und olfaktorische Impulse künstlerisch untersucht werden.

Ziel der Zusammenarbeit ist die aktive Mitwirkung der Schüler:innen an der Entwicklung und Gestaltung des Entdeckungstools. Im Rahmen verschiedener Übungen findet ein anregender Austausch zwischen Kindern und Studierenden statt, der verdeutlicht, inwieweit die individuellen Umstände die physiologische und psychologische Wirkung von Materialien beeinflussen. Das Tool wird der ASO zur Verfügung stehen sowie in die Werkstätten und Labore des KinderKunstLabor aufgenommen. Nach Projektende können auch andere Schulen und Kindergärten das mobile Materialarchiv nutzen. Die Projektpartner sind während des gesamten Prozesses in Kontakt, um einen interdisziplinären Ideenaustausch mit den Schüler:innen zu ermöglichen. Ein Prototyp des mobilen Materialarchivs wird von Studierenden an der NDU produziert und Anwendung im KinderKunstLabor und in der ASO finden. Nach Beendigung des Projekts werden die Kinder bei der Eröffnung des KinderKunstLabor eingeladen, um dort das umfangreiche Materialarchiv zu entdecken.

Das Projekt wird gefördert von Culture Connected OEAD Wien in Zusammenarbeit mit der New Design University, Univ.-Prof.in Christine Schwaiger, Dozentin Leonie Georgopoulos und der ASO St. Pölten-Mitte, Lehrerinnen 1H, Iris Weirer und Renate Karner, Lehrerin 1, Elisabeth Schager. Das Projekt wird im Juni 2023 abgeschlossen.

Solidarische Möbel von Margarete Schütte-Lihotzky

Auf dem ehemaligen Industriegelände der Glanzstoff Fabrik in St. Pölten wurde 1954 eine Fabrikantenvilla zum "Kinderhaus" umgenutzt und war bis in die 1990er Jahre als einer der schönsten Kindergärten Österreichs in Betrieb. Er ist bis heute legendär, weil die österreichische Architektin und Widerstandskämpferin Margarete Schütte-Lihotzky das „Kinderhaus“ mit all ihrem Spezialwissen zu sozialer Architektur für Kinder umgebaut und eingerichtet hatte.

Initiiert von der New Design University St. Pölten (NDU) steht das „Kinderhaus“  nun im Zentrum: in Kooperation mit dem KinderKunstLabor entsteht ein gemeinsames Forschungsprojekt. Als Forschungseinrichtung in den Bereichen Design, Technik und Wirtschaft bildet die NDU Gestalter:innen aus – die den gesellschaftlichen Wandel vorantreiben, indem sie sich mit zukünftigen Entwicklungen kritisch auseinandersetzen.

Untersucht wird die Konzeption einer idealen Raumatmosphäre für Kinder in Auseinandersetzung mit den historischen Impulsen des „Kinderhauses“. Mit welchen Möbeln fühlen sich Kinder wohl? Welche Materialien, Farben, Formen und Proportionen sind für welche Altersstufe ansprechend? Wie kann ästhetischer Anspruch im Sozialen wirken? Diese Fragen stellen sich für das „Kinderhaus“ und für das KinderKunstlabor – früher wie heute.

Zu Ausstattung des Kinderhauses gehörte auch eine Reihe speziell dafür entworfener Möbel. So war in der 2021 von Christine Zwingl kuratierten Ausstellung „Margarete Schütte-Lihotzky Bauten für Kinder“ eine bemaßte Entwurfszeichnung des „Armsessels für Gruppe und Krippe“ zu sehen. Daraufhin entstand die Idee, diesen Sessel, dessen Form und Ausführung noch immer zeitgerecht erscheint, zu rekonstruieren. Die gesteckten und gedrechselten Buchenholzstäbe sollten laut Plan „farbig lackiert“ ausgeführt werden. Aus der einzig uns bekannten Zeichnung Schütte-Lihotzkys läßt sich die genaue Farbgebung ebenso wenig ablesen, wie aus den existierenden Schwarzweiß-Fotografien. Die Bespannung der Sitz- und Lehnfläche war in einem Geflecht von handelsüblichen Polstergurten ausgeführt.

In einer ersten Phase des Forschungsprojekts untersucht die New Design University durch den Nachbau des Armsessels mit Kinderbeiratsgruppen des KinderKunstLabors eine heute zeitgemäße Farbfassung und den Sitzkomfort des Armsessels. Im Fokus steht dabei die Begegnung mit dem Werk und der Person Margarete Schütte-Lihotzky, der Geschichte des „Kinderhauses“ und deren aktuelle Betrachtung im Kontext der Themen von Widerstand und Solidarität.

Hier geht es zum gesamten Artikel, der in der Maiausgabe 2023 der NÖN in der Sonderedition Geschichte erschien. 

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